Coriolan
theater VIEL LÄRM UM NICHTS
von William Shakespeare • Uraufführung der Übersetzung und Fassung von Margrit Carls
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch mit dem Produktionsteam statt, moderiert von Manfred Jahnke (Theaterwissenschaftler- und kritiker). Sie können gerne einfach im Großen Haus sitzen bleiben!
Schauplatz ROM. Der letzte König [Tarquinius Superbus] ist verbannt; die junge Republik ringt um ihre (Ver-)Fassung - bis zum Römischen Imperium ist es noch ein Stück hin. Die Macht liegt jetzt bei den Adelsfamilien [Patriziern]. Bald nicht mehr exklusiv: Das Volk hungert. Und revoltiert. Und lässt sich nicht abspeisen: Roms Senat sieht sich gezwungen, Volksvertreter zuzulassen [die berühmten Tribunen]. Die sich tatsächlich für die Belange der Plebejer einsetzen. Wenn sie diese nicht gerade in ihrem Sinn manipulieren.
Auftritt Gaius Martius. Er ist ein Held. Ein Kriegsheld. Seine Mutter führt Buch über seine Wunden. Was er ist, verdankt er ihr. Vom Kindersoldaten zur Tötungsmaschine. Roms Supersoldat. Jetzt - gerade hat er eine ganze Stadt im Alleingang geschleift, was ihm den Beinamen Coriolan einbringt - soll er in die Politik. »Konsul« Coriolan. Die Regularien des Wahlkampfs gebieten, dass er dem Volk seine Wunden zeigt, ehe dieses für ihn stimmt. Coriolan hasst das Volk.
Coriolan, seine Mutter, die höheren Familien der Stadt: Edle Produkte ihres Dünkels. Und der Held der Schlachten ist keiner, der sich im zivilen Leben beherrschen kann. Ein Wort gibt das andere und am Ende ist er nicht Konsul, sondern verbannt. Er verbündet sich mit dem Feind, seinem Lieblingskonkurrenten auf dem blutigen Feld der Ehre. Und ums Haar hätten Roms Weltmachtambitionen ein vorzeitiges Grab gefunden (wir befänden uns im Jahre 494 vor Null, wäre das Geschehen historisch verbürgt).
»Er ist zu edel für die Welt. Herz, Mund sind eins; was in ihm siedet, schäumt heraus. Und wenn er rast, weiß er nichts mehr vom Tod.«
Hunger & Selbstherrlichkeit, Aufstand & Krieg, Ehre & Verrat, Volk & Elite, Staat & Bürger, Manipulation & Gutgläubigkeit – in Shakespeares letzter Tragödie, dem Politdrama CORIOLAN, geht 's rund. Vieles mutet vertraut an; fremdartig erscheint der schlicht gestrickte Held in seiner fanatischen Unbeirrbarkeit. Und obwohl sein Ende tragisch ist (bringt das Genre mit sich), ist die VIEL LÄRM UM NICHTS-Version, die die Geschichte aus der Perspektive des Volkes erzählt, nicht arm an Scherz, Satire, Ironie...
Die Frage aller Fragen:
Wer soll im Staat das Sagen haben?
Gut zu wissen:
»Sobald ein Volk Vertreter ernennt, ist es nicht mehr frei.«
Jean-Jacques Rousseau
»Wer aber keine Gemeinschaft eingehen kann, oder einer solchen, weil er sich selbst genug ist, nicht bedarf, ist kein Glied des Staates, vielmehr entweder ein wildes Tier, oder ein Gott.«
Aristoteles
mit
Judith Bopp, Margrit Carls, Denis Fink, Evelyn Plank, Alexander Wagner
Unter besonderer Mitwirkung von
Andreas Seyferth, Sebastian Kalhammer
sowie
Titus Horst, Ute Pauer, Katharina Friedl, Armin Hägele
Regie: Andreas Seyferth
Assistenz: Emma Kalhammer
Zeichnungen/Video/Klangdesign: Ardhi Engl
Kostüm: Johannes Schrödl
Videos Monitore: Janucz-Nikolai Reichenbach
Lichtdesign: Stefan Bettinger
Technische Einrichtung: Max Reitmayer
Technik: Andreas Klindt
Übersetzung/Fassung: Margrit Carls
Grafik: Martina Körner
Ingrid Trobitz: »Selten hat man diesen Shakespeare so überzeugend ins Hier und Jetzt übertragen gesehen.«
»Das Theater viel Lärm um Nichts trippelt in Andreas Seyferths ›Coriolan‹-Inszenierung zwischen Tragödie und Komödie hin und her. Dazu passen die Steppschuhe, die Margrit Carls und Evelyn Plank an den Füßen tragen. Die beiden sind zum Niederknieen; liefern sich, unter rasanten Hutwechseln, als Volkstribunen, Diener und vor allem als Conférencier-Clowns urkomische, messerscharfe Dialoge. (…) Coriolan kompakt. Unbedingt sehenswert!«
»(…) das hier ist Theater – da kokettiert man auch mal mit dem Publikum oder hadert mit der eigenen Profession: ›Steht bei dir Putze im Vertrag?‹ Von der schweren Tragödie zur gewitzten Aufklärung: ein toller Abend. Der Beifall: dementsprechend.«